Zeit zum Hinsehen…

Pastor Michael Ostendorf betreut künftig zwei Pfarrstellen


Bergedorfer Zeitung 3.3.2014

Wiebke Schwirten


Der Terminkalender von Pastor Michael Ostendorf (51) ist randvoll. Gestern erst hat ihn seine "alte" Kirchengemeinde verabschiedet, da hatte er wenige Stunden zuvor schon den Gottesdienst für die Goldkonfirmanden in Moorfleet gestaltet. Die nächsten Gespräche für Beerdigungen, Hochzeiten oder Taufen in seiner neuen Wirkungsstätte Moorfleet-Allermöhe-Reitbrook warten schon. Und doch hat er Zeit, hört zu, verströmt wohltuende Gelassenheit.

Nach 20 Jahren in Steinbek und Mümmelmannsberg kommt Ostendorf mit seiner Frau Tanja, den beiden Söhnen und der kleinen Tochter in die Marschlande. So trotzt er der Gefahr, gemütlich um sich selbst zu kreisen, nutzt die Chance für Neues.


Wird ihm der Brückenschlag zwischen Moorfleet und Allermöhe-Reitbrook gelingen? Ostendorf lächelt. "So eine Fusion ist immer eine Operation am offenen Herzen und geht nicht auf Verordnung", sagt er. Sensibilität sei gefragt und Zeit. Ostendorf bringt beides mit, in segensreicher Verbindung.


Er ist einer, der genau hinhört und hinschaut und dabei oft mehr sieht als andere. Ihm zuzuhören ist eine Bereicherung, seine nicht selten preisgekrönten Fotos anzusehen nicht minder. Details springen Ostendorf sofort ins Auge. Unauffällig platzierte Malereien an einer bröckeligen Hausecke in Berlin entdeckt er ebenso wie lustige Schilderkombinationen in Allermöhe. Humorvoll kommentiert er die Schilder "Pastoratsweg" und "Sackgasse" und sagt: "Wie gut, dass das Pastorat am Allermöher Deich liegt."


Licht und Schatten haben sein Werden begleitet. An Heiligabend geboren, gehörte das kirchliche Krippenspiel schon in frühester Kindheit zum Geburtstagsfeierabschluss und Beginn des Christfestes. Dabei waren Kindheit und Jugend ansonsten wenig religiös, auch nicht immer positiv geprägt. So zog Ostendorf früh zu Hause aus, jobbte schon als Schüler- und baute ein Spitzen-Abi.


Sein fantastisches Gedächtnis sorgt immer wieder für Verblüffung. Ostendorf schreibt sich keine Predigt auf, macht sich bei Trauergesprächen keine Notizen. Er behält so, was es zu sagen gibt, will nicht Daten ablesen, sondern die Themen und die Menschen in ihrem Kern, ihrem Wesen erfassen.Diese Gabe, sich einfühlen zu können, kommt auch dem Musiker Ostendorf zugute. So kann er keine Noten lesen, spielt aber Gitarre und Mundharmonika, schreibt selbst Stücke und war Mitglied einer erfolgreichen Band. Kein Geringerer als Neil Young ist schuld, dass Ostendorf in die Saiten greift. Ausgerechnet der Musikheld seiner Jugend kaufte für eine Tournee in einem Geschäft in Manhattan ein, vor dem der 16-jährige Ostendorf und dessen Cousin standen. Plötzlich kam Young heraus, grüßte die Jungs - und da war es um die Reisekasse geschehen: In dem Laden musste Ostendorf einfach seine erste E-Gitarre kaufen.


Übrigens, auch im Internet ist Michael Ostendorf präsent. Wer neugierig ist, sucht einfach nach "Pastor X".


Quelle: 

https://www.abendblatt.de/hamburg/bergedorf

Diese Website verwendet Cookies. Einige davon sind für die Funktion der Website erforderlich, andere unterstützen uns dabei, sie zu verbessern. Mit der Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass diese Cookies gespeichert werden. Weitere Informationen finden Sie in meiner Datenschutzerklärung.

Akzeptieren