Aus unserem Gemeindeblatt „Uns Kirch“

Uns Kirch 30 - Segen

Der Herr segne und behüte dich

Fährstein von 1744 

an der Reitbrooker 

Mühlenbrücke 

Liebe Leserin,

lieber Leser,


die Tage, an denen ich dieses Grußwort bedenke, sind herbstlich. Die Sonne scheint, es ist kühl. Und obwohl die Bäume noch viel Laub tragen, macht es auf den Wegen schon viel Arbeit! Es ist Übergangszeit und diese „Uns Kirch“ geht über das Jahr hinweg. Das Christfest, der Jahreswechsel. Sogar bis in die Passionszeit hinein!


Da fällt die Themenwahl schwer. Zumal auch anderes ganz obenauf liegt: Der Krieg in Syrien, die große Flüchtlingsbewegung. Die Frage der Machbarkeit, der Grenzziehung und der Freiheit.

 Da scheint Griechenland schon ganz in Vergessenheit geraten zu sein. Und auch um VW ist es erstaunlich ruhig.



Tatsächlich kommen uns die Menschen aus anderen Ländern ganz nah. Die ad hoc in den Blick genommene - und entschiedene - Bebauung des „Gleisdreiecks“ am Mittleren Landweg zwischen Billwerder und Allermöhe mit 800 Wohnungen für über 3000 Menschen beunruhigt viele Anwohnerinnen und Anwohner. Da gibt es vieles zu bedenken. Und ich bin in diesen Tagen mit ganz gemischten Gefühlen und Gedanken unterwegs. Einfache Lösungen gibt es nicht. Und wo sie versprochen werden, bin ich wachsam und kritisch.


So gestimmt war ich nach den Erntedankgottesdiensten mit dem Fahrrad samt Anhänger und Tochter unterwegs. Kirchenbrücke, Vorderdeich, Reitbroker Mühlenbrücke: Von dort kommend fiel mir ein Gedenkstein auf: „Der Herr segne und behüte dich!“ Anhalten, absteigen, innehalten. Ein Foto mit dem Handy machen. Den Stein umkreisen. Es ist der Fährstein an der Doveelbe: „Anno 1744 - Hier fehret man mit Pferde und Wagen über die Elbe nach Reitbrock Neugam und Zollenspiecker.“ Die eingemeißelten Buchstaben frisch gemalt und leuchtend zu lesen.


Das waren noch ganz andere Zeiten. Der kleine Fluss war eine trennende Grenze. Schwer zu überwinden. Gut, dass es an manchen Stelle das Fährrecht gab und man für Bezahlung übersetzen konnte. So war der Verkehr samt Warenaustausch möglich. Handel und Wandel. Auch im persönlichen. Manche fanden die Liebe jenseits! Fremdes rückte näher zusammen. Man begegnete sich! Darauf lag - und liegt - Segen! Segen Jesu Christi! Dieser wird den ankommenden Menschen gewünscht. Und zwar so, dass derjenige, der den Fluss überquert hatte, beim Betreten des anderen Ufers dieser Segen begegnete. Der Wunsch galt dem Fremden beim Ankommen und dem Einheimischen beim Nachhausekommen. Schön!


Das ist für mich alltäglicher, gelebter Glaube. Nicht in einer unserer schönen Kirchen gottesdienstlich begangen. Nein, an einer schwierigen Wegstrecke, wo Menschen Grenzerfahrungen machen mussten und sich begegnet sind. In Stein gemeißelt und doch lebendig: Der Herr segne und behüte dich! So hat sich das Thema für dieses Grußwort ganz von allein seinen Weg gesucht. Segen! Diesen Segen wünsche ich Ihnen zum Christfest und zum Jahreswechsel, beim Umgang mit all den schwierigen Themen und in Ihrem ganz persönlichen Leben!


Ihr Pastor Michael Ostendorf

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